Buchtipp: Ludwig und das Nashorn

Inhalt

Ludwig ist felsenfest davon überzeugt: In seinem Zimmer ist ein Nashorn. Sein Vater sieht das Nashorn nicht und versucht ihn zu überzeugen, dass sich kein Nashorn im Zimmer befindet. Aber Ludwig argumentiert: Kann er denn beweisen, dass sich kein Nashorn hier befindet? Ludwig zeigt zum Himmel. Könne sein Vater denn den Mond sehen? Als der Vater verneint und angibt, das könne er nicht, weil der Mond sich noch auf der anderen Seite befinde. Aber „beweisen kann ich es nicht, aber ich weiß es. Und deshalb weiß ich auch, dass hier kein Nashorn ist, denn ich habe hier noch nie ein Nashorn gesehen. Hier war nie ein Nashorn, und hier wird nie ein Nashorn sein!“ „Aber beweisen kannst du es nicht.“ „Beweisen kann ich es nicht“. „Siehst du!“

Stil, Sprache & Illustration

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fand zwischen dem Philosophen Ludwig Wittgenstein und seinem Professor in Cambridge, Bertrand Russel, ein Disput über die Beweisbarkeit des Abwesenden statt. Kann bewiesen werden, dass das Nashorn nicht im Raum ist? Auf dieser Idee baut das Kinderbuch auf. Die Bildgestaltung von Golden Cosmos entstand in nur vier Farben im Siebdruckverfahren, ist ungewöhnlich und eindrucksvoll, aber trotzdem kindgerecht. Der Text des Buches ist sehr kurz, pro Doppelseite oft nur wenige Wörter. Das Bilderbuch richtet sich an Kinder ab 4 Jahren, bedarf aber einiges an pädagogischer Begleitung, da der kurze Text wenig Raum zum Vorlesen bietet, sondern mehr Besprechung erfordert. Zudem ist für das Verständnis des Buches ein nachhaltiges Verständnis des Wortes „Beweisen“ unerlässlich, was u. U. bei jüngeren Kindern schlicht noch nicht gegeben ist. Das künstlerisch und inhaltlich anspruchsvolle Buch ist deswegen ggf. eher für Erwachsene, Lehrkräfte oder Grundschüler geeignet. Ein spannendes Beispiel für ein Bilderbuch aus dem Nord-Süd Verlag, das nicht zwangsläufig nur ein Kinderbuch ist.

Pia Raupp

*Rezensionsexemplar*