Buchtipp: Wenn der Löwe brüllt

Inhalt

Bilali und Emanuel sind Straßenkinder in einer großen Stadt. Wenn sie morgens aufwachen, dann knurrt der Bauch. So laut und brüllend wie ein gigantischer Löwe klingt das. Nur wenn sie Essen finden oder ihnen der nette Ali auf dem Markt etwas schenkt, wird der Löwe etwas leiser. Aber nie verschwindet er ganz. Die große Stadt in der Emanuel und Bilali leben, ist laut und voller Autos. Eines Tages, träumt Bilali, will er auch mal Fahrer eines großen Autos werden und ganz viel Geld verdienen. Emanuel will Präsident werden und bestimmen, dass es allen Kindern gut geht. Auch wenn sie mit anderen Kindern spielen, spielt der Löwe mit. Bis er wieder lauter brüllt. Durchdringend. Die Kinder setzen sich auf eine Verkehrsinsel und betteln, bis sie verjagt werden. Später können sie ein Auto waschen und verdienen Geld für Tee und Brot. Doch ein anderer Junge nimmt ihm das Geld ab. Der Löwe brüllt wütend, aber es bleiben nur noch ein paar Münzen für einen Tee. Darum klauen sie ein Brot. Für kurze Zeit ist der Löwe besänftigt und sie verkriechen sich zum Schlafen in ein Abbruchhaus. Doch nachts kommen Männer, die rumschreien. Emanuel und Bilali ziehen weiter und finden eine Gruppe Kinder an einem Feuer am Strand. Hier dürfen sie bleiben und ausruhen.

Stil, Sprache & Illustration

Wenn der Löwe brüllt, ist ein Buch über Armut, in dem Kinder Handelnde, keine Opfer sind. Es geht nicht um die Lebensumstände oder um Dinge, die die Kinder nicht tun, erleben oder haben können, sondern um einen getriebenen Alltag ohne planbare Perspektive und ohne Pause, weil jede Sekunde von der Frage bestimmt wird, wie und wo das nächste Essen herkommt. Wo Emanuel und Bilali Geld verdienen und wo sie nachts einen Platz zum Schlafen finden können. Dass das Buch dabei nicht bedrückend, sondern erschreckend lebensfroh wirkt, liegt auch an den aus Collagen kreierten Illustrationen, die farbenfroh und ganzseitig die kurzen Textblöcke einrahmen. Der Löwe ist bei jeder Situation dabei, stets schematisch im Hintergrund, aber kaum zu übersehen. Das Buch ist für Kinder ab 5 Jahren ausgezeichnet und bietet sich vor allem an, um mit (Vor-)Schulkindern die Themen Armut, Alltag und Obdachlosigkeit zu besprechen.

Pia Raupp