6. Februar 2024
LeseWelten im Walraf-Richartz-Museum am 28.01.2024
Der letzte Sonntag im Monat ist traditioneller Vorlesetag für LeseWelten und – seit diesem Jahr – hat auch der erste Donnerstag im Monat das Zeug zu einer Vorlese-Tradition zu werden. Denn dieser erste Donnerstag eines jeden Monats ist KölnTag, an dem alle Kölnerinnen und Kölner freien Eintritt in die städtischen Museen haben.
So auch am 28. Januar und 1. Februar, zwei wunderschönen Wintertagen mit strahlend blauem Himmel, Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Würde es da wohl Eltern mit ihren Kindern ins Museum ziehen? Zu den Meisterwerken der mittelalterlichen Malerei im Walraf-Richartz-Museum? Anfängliche Zweifel waren schnell vergessen als sich im Museumsfoyer Kinder samt ihren Begleitungen zusammenfanden und von Museumspädagogin Susanne Lang und LeseWelten-Vorleserin Susa Luz begrüßt wurden. Den kleinen Kunstinteressierten brauchte nicht viel darüber erzählt werden, wie man sich in einem Museum verhält, denn viele besuchten nicht zum ersten Mal eine Ausstellung und einige hatten auch schon an Vorlesestunden von LeseWelten im Museum teilgenommen.
Mit dem großen Aufzug ging es rasch nach oben in die zweite Etage des Museums, zu den Meisterwerken des Barock. Vor der Kulisse niederländischer Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts versammelten sich die Kinder auf ihren Kissen rund um Susa, streckten sich auch mal lang auf dem Boden oder setzten sich auf den Schoß ihrer Eltern und lauschten so gespannt der Geschichte. Mitgebracht hatte Susa das kunstvoll illustrierte Buch „Ein Seemann namens Ozean“ von Louise Heymans. Es handelt von der Freundschaft zwischen Jonas und einem kleinen Seemann. Eines Tages entdeckt Jonas im Keller einen winzig kleinen Seemann, der sich ihm als Herr Ozean vorstellt. Er berichtet Jonas von der Sturmflut, die ihn über Bord seines Schiffes gerissen und vom Hochwasser bis an die Kellertreppe von Jonas Zuhause gespült hatte. Schnell schließt Jonas den kleinen Seemann ins Herz und die beiden werden zu besten Freunden. Herr Jonas will sich nützlich machen und Jonas findet allerlei Aufgaben, die der kleine Freund vorzüglich erledigt. Doch Herrn Ozeans Sehnsucht nach dem Meer wird Tag für Tag größer. Aber: Er hat kein Schiff mehr. Was also tun? Ein neues Schiff muss her! Das ist gar nicht so einfach – aber zum Glück gibt es Hanna und Leo in der Nachbarschaft, die Jonas und Herrn Ozean helfen.
Die Autorin Louise Heymans hat das Buch mit detailreichen und lebendigen Illustrationen ausgestattet, die durch ein aufwendiges Verfahren entstanden sind. Zunächst wurden einzelne Folien mit Farbe bestrichen und anschließend Bildelemente mittels Radiernadel aus der Farbfläche herausgearbeitet. Zuletzt wurden die Folien gescannt und digital übereinandergelegt. Jedes Mal, wenn Vorleserin Susa das Buch umdrehte, um die Bilder zu zeigen, rutschten die kleinen Zuhörerinnen und Zuhörer ganz nah heran und sahen sich die Zeichnungen genau an.
Ozean, Meer und See – all das waren den Kindern vertraute Begriffe, die sie beispielsweise durch Ferien am Wasser kannten. Und auch Muscheln hatten einige schon am Strand gesammelt. So war die Aufmerksamkeit nach dem Vorlesen schnell auf die Muscheln gelenkt, die Susa den Kindern mitgebracht hatte. Gekonnt spannte Museumspädagogin sodann den Bogen zu einem der ausgestellten Bilder, auf dem der Meeresgott Poseidon und die Meerjungfrau Amphitrite mit einer Reihe großer und kleiner Muscheln zu sehen sind. Susanne erklärte den kleinen Kunstinteressierten kindgerecht einige Details, die der Antwerpener Maler Jaques Gheyn im Bild dargestellt hat. Mit ihren Fragen zum Bild leitete Susanne die Blicke der Kleinen zu Einzelheiten, die mitunter gar nicht auf den ersten Blick wahrgenommen werden konnten. Auch für das zweite Werk, „Dordrechter Hafen im Mondschein“ von Albert Cuyp, konnte Susanne Lang noch die Aufmerksamkeit der Kinder gewinnen und es war erstaunlich, was sie auch auf diesem Bild entdeckten.
Nach dem sonntäglichen Vorlesenachmittag blieb noch reichlich Zeit, um bis zum Einbruch der Dunkelheit beispielsweise einen Spaziergang am Rheinufer zu machen und nach dem kleinen Seemann Herrn Ozean in seinem neuen Schiff Ausschau zu halten. Einige Familien nutzten die Zeit aber auch, um im Museum weitere interessante Exponate zu entdecken. Und davon hat das Walraf-Richartz-Museum wahrlich viele zu bieten.
Text und Fotos: Beatrix Mattar-Heger