23. Juni 2023
Museumslesung im Museum für Ostasiatische Kunst 18.06.2023
Lesung im Museum für Ostasiatische Kunst vom 18.06.2023
Hätten unsere kleinen Leseratten und ihre Eltern gewusst, dass das Ostasiatische Museum wunderbar klimatisiert ist, wären sicherlich mehr Kinder der Einladung zur „Lesung im Museum“ am 18. Juni gefolgt und hätten damit dem schwülen Sommerwetter getrotzt.
So war das Publikum zwar leider klein, aber die Geschichte und die anschließende Führung dafür große Klasse!
Unsere Vorleserin Sylvia Knewel stellte das preisgekrönte Bilderbuch „Der Tigerprinz“ des chinesischen Autors und Illustrators Chen Jianghong vor. Inspiriert durch ein altes Bronzegefäß und durch eine Legende aus der Shang-Dynastie erzählt der Autor vom Hass einer alten Tigerin auf die Menschen, weil Jäger ihre Jungen getötet haben. Sie rächt sich an den Menschen und verwüstet ihre Dörfer. Nun aber beginnt eine märchenhafte Wandlung. Einem Rat der alten und weisen Seherin Lao Lao folgend, schickt der König statt Soldaten seinen eigenen kleinen Sohn Wen in das Tigerreich, um dem Schrecken ein Ende zu machen und die Tigerin zu besänftigen. Tatsächlich rührt der kleine Wen das Herz der Tigerin – ihr Mutterinstinkt erwacht, sie nimmt ihn an Kindesstatt an und lehrt ihn alles, was kleine Tiger können und wissen müssen. Wen wächst heran und beiden gefällt es so. Der König und die Königin aber haben Wen nicht vergessen und vor Sehnsucht schicken sie Soldaten aus, die den Jungen suchen sollen. Jetzt kann Wen seine Tigermutter beschützen und er erklärt allen, er habe nun zwei Mütter. Sein Erwachsenenleben verbringt er im königlichen Palast, besucht seine Tigermutter aber jedes Jahr. Am Ende der Geschichte bringt Wen seinen Erstgeborenen zur alten Tigerin, damit diese den Jungen alles lehrt, was kleine Tiger können und wissen müssen.
Sylvia Knewel zeigte beim Vorlesen die farbintensiven Illustrationen, die wie kleine Filmsequenzen in Szene gesetzt sind. Mit traditioneller Technik von Tusche auf Reispapier gemalt wirken die Bilder mythisch, faszinierend und fesselnd, wie die ganze Geschichte.
Im Anschluss ans Vorlesen erläuterte Museumspädagogin Anna Sellmann kindgerecht eine Reihe von Objekten aus dem japanischen Raum. Einen Tiger konnte sie nicht aufweisen, dafür aber eine wunderschöne Vase mit der Abbildung eines Seedrachens, diverse andere Tiere aus und auf Porzellan und – als besonderes „Extra“ – eine Samurai-Rüstung. So ähnlich könne man sich die Rüstung der königlichen Soldaten aus dem Buch vorstellen, meinte sie. Für den jüngsten Besucher Oskar war der Clou, dass Anna Sellmann den Samurai-Helm auch einmal selbst aufsetzte.
Bericht und Fotos: Agid Jumpertz