17. Mai 2024
LeseWelten im Römisch-Germanischen Museum am 28.04. & 02.05.2024
Bericht vom 28.04.24 – mit Liesbert im Römisch-Germanischen Museum
„Kennt ihr schon die 3 goldenen Regeln für einen Besuch im Museum?“ fragen Vorleserin Annette Sperling und Museums-Guide Ilka Richter die neun Kinder, die zur Veranstaltung gekommen sind.
„Nichts anfassen!“, „Leise sein!“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Wow, dahinter steckt Museumserfahrung!
„Und noch etwas: Berührt bitte nicht die Glasscheiben der Vitrinen“. Was zunächst wie ein doofes Verbot klingt, erläutert Ilka aber dann, und die Kinder nicken bestätigend dazu. Wenn nämlich viele Hände das Glas berühren, bildet sich ein Film von Hautfett und Schweiß, und „dann kann man nicht mehr durchgucken“, kommentiert ein Junge verständnisvoll.
In einer hellen Raumecke im Obergeschoss liest Annette den aufmerksamen kleinen Zuhörerinnen und Zuhörern nun die Geschichte „Salma, die syrische Köchin“ vor und zeigt dazu die Bilder des schönen, in warmen Farben illustrierten Bilderbuches von Danny Ramadan und Anna Bron.
Salma und ihre Mutter leben in einer Unterkunft für Geflüchtete und Salma beobachtet, wie ihre Mama immer trauriger wird. Um sie aufzuheitern will Salma für die Mutter ein Gericht aus der syrischen Heimat kochen: Foul Shami. Der Geschichte von Salma folgen die Kinder aufmerksam und überlegen gemeinsam mit Annette, welche Zutaten Salma wohl für dieses besondere Gericht benötigt. Dass Salma Hilfe braucht, ist klar, denn selbst als sie das Rezept erfahren hat, muss sie doch schließlich wissen, wie die Gemüse und Gewürze in der neuen Sprache heißen. Unterstützung bekommt Salma von den Mitarbeitenden und anderen Neuankömmlingen im Begrüßungszentrum – und Oma Donya aus Persien steuert noch eine Prise Sumac bei.
Natürlich gelingt es Salma nicht nur, Foul Shami zu kochen, sondern vor allem entlockt ihre Idee der Mutter endlich das Lachen, dass sie so vermisst hat!
Das Thema Küche greift nun Ilka Richter auf, denn schließlich sind wir ja im Römisch-Germanischen Museum. Das Gericht, mit dem Salma ihre Mutter aufheitert, wurde auch vor 2000 Jahren schon von den Römern so ähnlich zubereitet. „Vielleicht ja auch schon in Köln“, meint Ilka.
„Köln war immer ein Schmelztiegel vieler verschiedener Kulturen. Wie auch heute kamen die Kölner von überall her“ erläutert die Museumsführerin. Vor dem steinernen Relief von Maternus und Marcellina, die für ihre Mahlzeit auf einem Speisesofa ruhen, beschreibt Ilka die Essgewohnheiten der Römer: Wein, Brot, Äpfel gab es damals, ebenso wie die Acker- bzw. Favabohne. „Dicke Bunne kennt ihr doch heute auch?“, will Ilka wissen. Zwiebeln und Sumac (Salmas Gewürz aus Syrien) gab es vor 2000 Jahren schon in Köln, Tomaten nicht, aber Kürbisse. Aus Italien hatten die Römer Früchte mitgebracht, die sie hier anbauten, z. B. Zitronen, Pflaumen, Kirschen, Trauben. Sogar Spargel gab es im römischen Köln und Kohl und Muscheln.
Die nächste Station ist ein wunderbares Mosaik, das in Köln in der Wolfstraße gefunden wurde und nun im Museum den Boden schmückt. „Wie ein Teppich“, findet Ilka Richter, „mit ganz vielen Tierbildern darauf. Welche Tiere könnt ihr entdecken?“. Das fällt den Kindern überhaupt nicht schwer: ein Pfau, eine Ziege, ein Hase, ein Stier, eine Taube, ein Hund und sogar ein Seepferdchen! Daneben zeigt das Mosaik auch drachenähnliche Figuren. „Möglicherweise hatte der Besitzer einen Bauernhof, und wenn er Gäste bewirtete, gab er vielleicht gerne mit seinem Besitz und seinen Abenteuern an…“, rätselt Ilka für die Kinder.
Später bestaunen alle noch die riesige „Olivenölflasche“, eine Amphore, und werfen einen Blick auf den Müll, den Archäologen aus dem Kölner Hafenbecken gesammelt haben. Hier entdecken sie Knochen und Muscheln, zerbrochene Gefäße aus Ton und den Kiefer von einem Rind. Eine Nadel zum Flicken von Netzen, ähnlich denen, die Fischer heute noch verwenden, ist auch dabei.
So viel Sehenswertes, so eine schöne Geschichte, welch ein toller Nachmittag! Eltern und Kinder glücklich, Annette und Ilka auch – jetzt freut sich LeseWelten-Lesemonster Liesbert auf die nächste Museumslesung …
Bericht: Agid Jumpertz
Fotos: Agid Jumpertz