1. Februar 2024
Aktuelle Stellungnahme
Update zum Stand der Dinge / Informationen aus der Niederschrift vom 15.01.2024
- Mittlerweile fanden wie angekündigt Gespräche mit allen Beteiligten (Elternbeirat, Einrichtung, Amt für Kinder, Jugend und Familie als Träger, LeseWelten, Vorstand Kölner Freiwilligen Agentur e.V. ) statt.
- Gemeinsam wurde festgehalten, dass das Krisenmanagement und die Kommunikation auf allen Seiten nach diesem Vorfall optimiert werden müsse.
- LeseWelten distanziert sich ausdrücklich von der medialen Berichterstattung.
- LeseWelten teilt mit, dass der Vorleser auf eigenen Wunsch nicht mehr für LeseWelten aktiv ist.
- Die Sorgen der Personensorgeberechtigten wurden angehört und folgende Maßnahmen vereinbart, um eine solche Eskalation in Zukunft zu vermeiden.
- Personensorgeberechtigte können nach Voranmeldung bei einer Vorlesestunde hospitieren.
- LeseWelten stellt ein „Kennenlernpaket“ zur Verfügung, welches u.A. die Zugangsvoraussetzungen zu diesem Ehrenamt, einen Elternbrief mit Hinweis auf die Hospitationsmöglichkeit, eine Literaturliste mit den „Top 10“ der im literaturpädagogischen Einführungsseminar besprochenen Bücher beinhaltet
- Vorleser:n stellt einen „Steckbrief“ zur Verfügung
- Vorleser:in gestaltet einen Kennenlerntermin/Vorlesenachmittag für Eltern
- KiTamitarbeitende berichten den Personensorgeberechtigten von LeseWelten
- Elternbeirat unterstützt die Kita bei der Elterninfo. Wenn weiterhin Bedenken bestehen und diese nicht beseitigt werden können, wendet sich der Elternbeirat an die Einrichtungsleitung. Bei Nichtschlichtung wendet sich die Einrichtungsleitung an die Fachbereichsleitung.
- LeseWelten und die Einrichtung möchten nach der Klärung weiterhin zusammenarbeiten.
- Neue Vorleser:innen werden gesucht (Update März 2024: Ein neuer Vorleser möchte gerne in der Einrichtung mit dem Vorlesen starten; Kennenlerntermin in der Einrichtung am 15.05.2024 und Elterngespräch am 03.06.2024)
- Alle einigen sich auf das Ziel, „dass alle Kinder an den wertvollen Vorlesestunden teilhaben können“.
Stellungnahme LeseWelten vom 30.10.2023
Liebe LeseWelten-Interessierte,
in der vergangenen Woche war bei uns einiges los: Am Montag, 23.10.2023 veröffentlichte der Kölner Stadt-Anzeiger einen Artikel zu einem Vorfall in einer mit LeseWelten kooperierenden städtischen Kindertagesstätte in Chorweiler, der uns intern bereits seit einiger Zeit beschäftigt.
Zum Artikel:
Neben unseren Aussagen, die wir der KStA-Redaktion auf deren Anfrage als Stellungnahme gaben und die teilweise in dem Artikel ihren Platz fanden, möchten wir den Sachverhalt an dieser Stelle einmal mit dem aktuellen Stand aus unserer Sicht schildern, sowie das grundsätzliche Prozedere bei LeseWelten erklären:
- Unser ehrenamtlicher Vorleser las seit Anfang des Jahres in der Kita vor. Zuvor durchlief er wie alle Vorleser:innen die literaturpädagogische Qualifizierung bei LeseWelten und legte ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vor. Zudem nahm der Vorleser an einer unserer monatlich stattfindenden literaturpädagogischen Schulungen teil, um sich weiter fortzubilden. Daraufhin vermittelten wir den Vorleser in die Kita in Chorweiler und begleiteten ihn wie üblich beim Kennenlerntermin sowie dem ersten Vorlesen. Die Vermittlung des Vorlesers in die Kita freute uns sehr, da wir vorzugsweise zwei- bis dreiköpfige Vorleseteams in unsere Vorlesestellen vermitteln und in der besagten Kita in Chorweiler bisher nur ein Vorleser aktiv war. Dieser legte wiederum im September 2023 aufgrund des Abschlusses seines Studiums das Ehrenamt nieder. Zusammenfassend konnten wir jedoch durchlaufend regelmäßige Vorlesestunden in der Kita anbieten und waren auf der Suche nach einer weiteren ehrenamtlichen Person für das Vorleseteam.
- In dem Kooperationsvertrag, den wir mit allen Einrichtungen schriftlich abschließen, ist u. a. vereinbart, dass bei jeder ehrenamtlichen Vorlesestunde in einer Kita eine pädagogische Fachkraft der jeweiligen Einrichtung vor Ort ist, da die Aufsichtspflicht für die Kinder grundsätzlich bei der Einrichtung liegt. Dies war auch stets in der betroffenen Kita in Chorweiler der Fall.
- Im September erhielten wir durch den Vorleser sowie die Kita die Information, dass ein Vater unangekündigt bei einer Vorlesestunde vor Ort gewesen sei und sich daraus für alle Beteiligten eine unangenehme Situation und Stimmung ergeben hätte. Unser Vorleser fühlte sich kontrolliert und verweigerte die unangemeldete Hospitation, was die pädagogischen Fachkräfte vor Ort als auch wir vom LeseWelten-Team im Nachgang unterstützten.
- Grundsätzlich sind wir und unsere Ehrenamtlichen offen für Hospitationen – unter der Voraussetzung einer vorherigen Ankündigung und entsprechender Möglichkeit zur Vorbereitung für uns, die Ehrenamtlichen und die Vorlesestellen inkl. der pädagogischen Fachkräfte. Denn ein unangemeldetes Erscheinen der Erziehungsberechtigten oder anderer Personen wirkt sich unserer Meinung nach störend auf das Vorleseritual mit den Kindern aus.
- Um den Konflikt zu lösen sandten wir der Kita ein Info-Schreiben zur Weiterleitung an die Eltern, um über LeseWelten, das dialogische Vorlesen, unsere Ehrenamtlichen und den Qualifizierungs- und Vermittlungsprozess aufzuklären.
- Die Vorlesestunden sollten nach der Abstimmung mit der stellvertretenden Kita-Leitung und unserem Vorleser trotz des Vorfalls erfreulicherweise weiterhin stattfinden.
- Bei einem Elternabend habe es anschließend jedoch starke Einsprüche von mehreren Familien gegen die Entscheidung der Kita gegeben, die Vorlesestunden weiterhin über unseren ehrenamtlichen Vorleser durchzuführen. Die Kita stellte sich weiterhin hinter LeseWelten und unseren Vorleser, was wir natürlich sehr begrüßten.
- Grundsätzlich stellen unsere Vorlesestunden ein freiwilliges Angebot für die Kinder in den Einrichtungen dar. Die Entscheidung, dass die Kinder das zusätzliche Angebot nutzen oder nicht, liegt entsprechend in letzter Instanz bei den Erziehungsberechtigten.
- Im Folgenden änderte sich die Einstellung der Kita-Leitung nach Rücksprache mit einer höheren Instanz bei der Stadt Köln leider kurzfristig und unser Vorleser sollte nicht mehr in der Kita vorlesen, was ihn verständlicherweise sehr frustrierte. Als Grund wurde uns auch das männliche Geschlecht des Vorlesers genannt. Wir wurden darum gebeten, eine weibliche Ehrenamtliche als Nachfolge zu suchen, was wir nach interner Abstimmung ablehnten: Bei LeseWelten sind uns Diversität und eine offene Weltanschauung bei der Auswahl der Einrichtungen, Ehrenamtlichen und vorzulesenden Bücher sehr wichtig. Deshalb legten wir die Kooperation mit der Kita erst einmal auf Eis.
- Wir bedauern es sehr, dass wir die Vorlesestunden in der Kita einstellen mussten, da das ehrenamtliche Vorlesen für die Kinder eine Bereicherung darstellt und ein wesentlicher Teil der Sprach- und Leseförderung ist. Wir akzeptieren jedoch die Entscheidung der Kita, mit der wir lange Zeit ganz wunderbar zusammengearbeitet haben. Auch während dieser Krise kommunizierten wir stets konstruktiv mit der stellvertretenden Leitung, wofür wir uns sehr bedanken.
Wir hoffen, uns nun etwas von dem ungewohnten Presserummel erholen zu können und wollen mit etwas Abstand und in aller Ruhe weitere aufklärende sowie lösungsorientierte Gespräche mit der Kita und der Stadt Köln als Trägerin führen. Zudem erhielten wir einen Anruf des besagten Vaters mit dem Angebot, ein klärendes Gespräch mit uns und dem Vorleser zu führen, wofür wir uns bedanken und was wir sehr begrüßen.
Darüber hinaus haben wir uns über die zahlreichen unterstützenden Mitteilungen an uns sehr gefreut und danken dafür sehr herzlich.
Herzliche Grüße
Simone Krost
Leitung LeseWelten / Kölner Freiwilligen Agentur e.V.
Weitere Berichterstattungen (basierend auf KStA-Artikel):
https://www.express.de/koeln/koeln-martin-darf-nicht-mehr-vorlesen-weil-er-ein-mann-ist-670037
Leser:innenbriefe KStA:
https://www.ksta.de/leserbriefe/leserbriefe-empoerung-ueber-vorlese-aus-in-koelner-kita-670041