Buchtipp: Omas Abschied

Inhalt
Die Oma der Erzählerin ist nicht an Altersschwäche gestorben. Sie hatte noch den ganzen Sommer Ausflüge gemacht und ihre Enkel besucht, sich über Blumen, Bäume und die Sonne gefreut, Rätsel gelöst und tolle Geschichten erzählt. Manchmal war Oma aber mit den Gedanken woanders, mutmaßlich bei ihrem Theo. Der war nämlich vor zwei Jahren in den Himmel gekommen, an den Oma glaubte. Vermutlich regelte er auch dort den Verkehr, wie er es auf der Erde gemacht hatte. Wobei das wohl gar nicht so einfach war, weil es im Himmel ja kein Norden-Süden-Osten und Westen gab. Aber Opa Theo schaffte es trotzdem, den Verkehr so zu leiten, dass sogar Gott beeindruckt war. Gott aber merkte, dass Theo trotz des Erfolgs manchmal ein bisschen traurig guckte. Und daher machte er bei Oma ein kleines Türchen auf. Oma bemerkte zunächst nur, dass es in ihrer Wohnung immer wieder zog. Mit der Zeit wurde sie immer müder und musste sich häufiger ausruhen. Bis sie irgendwann das Türchen fand, das nur einen winzigen Spalt offenstand. Oma wollte die Türe lieber schnell schließen. Doch sie war immer schon sehr neugierig gewesen – bis zuletzt. Und deshalb wollte sie natürlich irgendwie doch wissen, was dahinter lag. Daher hat sie vorsichtig nachgeschaut. Es war sehr still. „Theo?“ hat sie fragend gerufen, bevor sie dann doch durch die Türe durchgegangen ist, um nachzugucken. Und hat die Türe von der anderen Seite geschlossen.
Stil, Sprache & Illustration
„Omas Abschied“ ist ein einfühlsames Kinderbuch über den Tod, weil es die abstrakte Ebene des Verschwindens nach dem Tod für Kinder nachvollziehbar und liebevoll übersetzt. Dass es sich dabei um den Himmel handelt, an den Oma glaubt, ist eine geschickt gewählte Wendung, weil Vorlesende hier erklären können, dass „Himmel“ eine individuelle Vorstellung ist und viele Menschen an viele unterschiedliche Versionen von Gott oder einem Himmel glauben. Mit dieser offenen Erzählweise hebt sich das Buch, dass sich an Kinder ab 4 Jahren richtet, deutlich von anderen Bilderbüchern zum Thema Tod und Sterben ab. Die schematischen, zurückhaltenden Zeichnungen und die weitgehend monochrome Farbgebung verhindern, dass das Buch ins Kitschige abrutscht, schaffen aber trotzdem menschliche und ansprechende Figuren.
Pia Raupp
Autor:in | Klaus Engbring |
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Illustration | Yvonne Hoppe-Engbring |
Verlag | Herder Verlag |
Erscheinungsjahr | 2020 |
Altersempfehlung | ab 4 Jahren |
LeseWelten Bibliothek | nicht vorhanden |